Ein landwirtschaftliches Wohnhaus unterscheidet sich von einem privaten Ein- und Zweifamilienhaus dadurch, dass am Hof meistens zumindest 2, wenn nicht 3 oder 4 Generationen zusammenleben. Jede Generation sollte ihre eigene Wohneinheit mit eigenem Eingang haben. Ein Bauernhaus muss sich auch der ständig wandelnden Familienstruktur anpassen können. Die Hofstelle ist für den Landwirt nicht nur Wohn-, sondern auch Arbeitsstätte. Daher ist es notwendig, die Schnittstellen zwischen diesen 2 Bereichen richtig zu planen. Ein bäuerliches Wohnhaus hat neben den Wohnräumen auch Wirtschafts- und Verarbeitungsräume, die richtig geplant und zugeordnet werden müssen.
Der Neubau eines zeitgemäßen landwirtschaftlichen Wohnhauses kann an die vorhandene Baustruktur des bäuerlichen Hofes angepasst und als traditionelles Gebäude errichtet werden. Man kann den Zubau auch als bewussten Kontrast zu den bestehenden Gebäuden errichten.
Wird ein bestehendes Wohnhaus saniert und zu einem zeitgemäßen Wohngebäude umgebaut, ergeben sich oft reizvolle Lösungen, die bei einem Neubau nicht möglich wären. Durch verschiedene Niveaus, verwinkelte Räume oder alte Gewölbe- und Tramdecken, die erhalten werden können, kann ein ansprechendes Ambiente geschaffen werden. Natürlich hat bei so einem Umbau die Überprüfung der Bausubstanz oberste Priorität. Das bestehende alte Mauerwerk muss eventuell trockengelegt und saniert werden.
Ein landwirtschaftliches Wohnhaus hat mindestens 2 getrennte Eingänge, nämlich einen Haupteingang, der als solcher klar erkennbar sein muss, und einen Wirtschaftseingang.
Über den Haupteingang, der durch einen Windfang oder ein Vordach vor Wind und Wetter Schutz bietet, soll man auf kurzem Weg in den Wohnbereich, am besten in die Wohnküche oder in das Esszimmer, gelangen können.
Der Wirtschaftseingang soll vom Wirtschaftsbereich (Stall) über eine Schmutzschleuse in das Wohnhaus führen. Die Schmutzschleuse dient zum Umkleiden und für die Körperreinigung nach der Arbeit sowie zur Aufbewahrung von Arbeitskleidung und Arbeitsschuhen und sollte Platz bieten für eine Garderobe für die Arbeits- und Hauskleidung, ein Waschbecken, eine Dusche und eventuell eine Toilette.
Der Wohnbereich ist der wertvollste Teil des Wohnhauses und muss entsprechend sorgfältig geplant werden.
Im Bereich des Haupteinganges sollte Platz für eine Toilette und eine Garderobe oder besser für einen Garderobenraum vorgesehen werden. Hier können die momentan nicht benötigten Kleider und Schuhe untergebracht werden.
Ein Abstellraum, der zur Aufbewahrung von Putz- und Pflegeutensilien dient, sollte auch nicht fehlen. Im Nahbereich der Küche ist möglichst in Nordlage eine Speisekammer von großem Wert.
Der Wirtschaftsraum bzw. die Wirtschaftsküche dient vorwiegend der Vorratsherstellung und der Lebensmittelverarbeitung. Die Einrichtung des Wirtschaftsraumes ist individuell zu planen und kann etwa folgende Einrichtungsgegenstände beinhalten: Herd für feste Brennstoffe, Selchschrank, elektrischer Brotbackofen, Gefriertruhe, Arbeitstisch und Abwasch.
In der Waschküche befindet sich die Waschmaschine, der Wäschetrockner und genügend Platz zum Aufhängen der Wäsche.
Ein Hausarbeitsraum (Näh- und Bügelraum) dient der Pflege der trockenen Wäsche und sollte im Nahbereich der Küche liegen.
Das Büro hat am Hof einen hohen Stellenwert. Ein direkter Zugang vom Hof über den Wirtschaftseingang ist dabei von Vorteil, da es dann auf kurzem Weg, auch in Arbeitskleidung und für Besprechungen mit dem Tierarzt, einem Vertreter oder einem Kunden, erreicht werden kann.
In einem zweigeschoßigen Wohnhaus befinden sich die Schlafräume im Obergeschoß.
Bei einer eingeschoßigen Bauweise sollen die Schlafräume vom Wohn- und Wirtschaftsbereich klar getrennt sein. Wenn es der Platz erlaubt, ist ein Schrankraum, der auch als Ankleideraum verwendet werden kann, einzuplanen. Das Elternschlafzimmer sollte, wenn möglich, nach Osten, die Kinderzimmer nach Süden orientiert sein. Auch Erdstrahlen und Wasseradern sollten bei der Planung der Schlafräume und der Aufstellung der Betten berücksichtigt werden.
Das Badezimmer liegt im Nahbereich der Schlafzimmer. Es soll nicht nur toll aussehen, sondern auch pflegeleicht (Eckbadewannen und Glasduschen sind nicht unbedingt leicht zu reinigen) und praktisch sein. Ein Heizkörper in Form eines Handtuchtrockners sollte neben der Dusche platziert werden. Befindet sich der Schlafbereich im Obergeschoß, sollte jedenfalls eine eigene Toilette neben dem Bad eingeplant werden.
Der Altenteil, der sich vorzugsweise im Erdgeschoß befindet, ist baulich von der Wohnung des Betriebsführers zu trennen und soll einen eigenen Eingang haben. So kann diese zweite Wohneinheit, wenn sie zeitweise unbewohnt ist, auch als Ferienwohnung verwendet oder vermietet werden.
Der Altenteil sollte auf jeden Fall barrierefrei und rollstuhltauglich geplant werden, das heißt: Der Eingang muss stufenlos erreichbar sein und alle Türen (auch WC- und Badezimmertüren) müssen eine Durchgangslichte von mindestens 80 cm haben. Vor allem die Sanitärräume (Bad und WC) müssen großzügig geplant werden.