Der Agrarhändler und der Maismarkt
Im folgenden Erlebnisaufsatz öffnet ein Agrarhändler sein Herz und erzählt mehr oder weniger spannende Elemente einer Maiskampagne. Es geht, wie immer im Geschäftsleben um Chancen und Risiken und ein wenig auch um schlechten Schlaf. Möglicherweise verfolgt die Erzählung auch pädagogische Ziele, um das umfassende Service des Agrarhandels in das rechte Licht zu rücken. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen, Unternehmen und Fakten ist frei erfunden.

Im Erntehandel mit Mais kommt´s darauf an, schnell und unter hohem Zeitdruck, unter Beachtung diverser Zielkonflikte, optimale Entscheidungen zu treffen. Es gilt ein wahrscheinliches Ernteszenario zu erstellen, dazu Risiken festzumachen, zu beschreiben und dann zu minimieren. Idealerweise müssen die Mitarbeiter  unseres Agrarhändlers im Voraus wissen, wie unter unterschiedlichen Gegebenheiten zu reagieren sein wird. Informationen im Agrargeschäft sind bares Geld wert; allerdings hat der globale Agrarhandel den Nachteil, dass alle Akteure auf dieselben Faktenquellen zurückgreifen.  Was beispielsweise das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA von der Kanzel verkündet, findet sich binnen Minuten auf den weltweiten Nachrichtenkanälen, Fachzeitungen, Blogs, ja wird sogar unmittelbar in Börsenpreise „umgemünzt.“    So muss unser  Agrarhändler aufpassen, dass er in diesem weltweiten Konzert, das oft einstimmig ist, nicht kritiklos mittrompetet  und so mit all den Lemmingen blind ins Meer springt.

Nun, wie sah´s heuer aus? Nach den eher sehr trockenen  Jahren  gab  es heuer  genügend Niederschlag in Mitteleuropa. Die Getreidepreise waren stabil, wenn auch auf tiefem Niveau, lediglich der Weizen hielt sich hoch. Ähnlich lauteten die Prognosen für Deutschland, Ungarn, Rumänien und unser Nachbarland  Italien. Eine gute Maisernte wuchs in Kärnten heran. Ein relativ stabiles Marktumfeld belebte den Vorkontrakthandel, sowohl auf Aufkauf- als auch auf Abnehmerseite nach Italien. Zu Erntebeginn waren etwa 50% der Nassmaismengen mit Bauern zu fixen Preisen kontrahiert. Soweit die positive, weil relativ berechenbare  Seite, des Ernteszenarios.

Was konnte daher den ruhigen Schlaf unseres Agrarhändlers trüben?  Wie ausgeführt, 2020 war ein ein feuchtes Jahr, gefühlt auch kälteres Jahr,  ein typisches Schaltjahr, wie die Einheimischen wissen. Noch im September erwartete unser Händler eine späte Ernte, beginnend um den 15. Oktober mit hoher Erntefeuchte.  Hohe Erntefeuchte über 30% schmälert  die ohnedies bescheidenen Erlöse der Bauern mit progressiven Preisabzügen. Sehr  feuchter Nassmais ist zudem nur begrenzt lagerbar,- ein bis zwei Tage,  sodass die Logistik punktgenau funktionieren muss. Frachtkapazitäten sind rechtzeitig, obwohl mit vielen Unsicherheiten verbunden, zu buchen.  Der Kontakt mit Frächtern muss rechtzeitig gepflegt werden. Ein „spätes Jahr“ schränkt  den ohnedies knappen Erntezeitraum  nochmals ein. Gott bewahre, dass Schneefälle in den Nachrichten angesagt werden!

Dazu kam der Brand in einer sehr leistungsfähigen Kärntner Trocknungsanlage , womit absehbar war, dass weitere Frachtkapazitäten für gut  25.000 Tonnen, oder 1.000 LKW Fuhren, zusätzlich benötigt werden.  

Im August flatterten Meldungen einer namhaften Kreditversicherung ins Haus, worin die Versicherungssummen  für den Ausfall bei italienischen Abnehmern auf die Hälfte gekürzt wurden.  Das bedeutete weiteren Stress, da der Verkaufspool auf um  weitere  Abnehmer auszudehnen war, um nicht einseitig zu großes Risiko zu gehen.

Die Corona-Pandemie ließ unseren Agrarhändler sich im Schlaf hin und  her wälzen. Da gab es Einiges zu bedenken. Wird die Abnahme in Italien funktionieren? Werden genügend Frächter zur Verfügung stehen? Wird der Grenzübertritt problemlos stattfinden können? Aber die größte Befürchtung: Was ist, wenn 1.000 Tonnen Nassmais im Hof lagern und die spezialisierte  Mannschaft, eingeschult in der Warenabfertigung und Trocknung, plötzlich in Quarantäne muss?

Zusammengefasst: Große Sorgen und viele  Unsicherheiten quälten unseren Agrarhändler. Aber weil er Unternehmer und nicht „Unterlasser“ ist,  wettete er auf stabile Preise; allerdings befürchtete er ein Nachgeben der Preise in der Ernte, wenn der Druck der Anlieferungsmengen  zunimmt.

Wie ist es nun tatsächlich gelaufen?   Wesentlich reibungsloser als gedacht!

Die Zusammenarbeit mit den italienischen Händlern lief problemlos, das Interesse am österreichischen Mais war da.  Genügend Frachtraum war vorhanden, die Frächter bemühten sich um Frachtaufkommen. Mit Fortlauf der Erntekampagne senkten sich die Erntefeuchten auf unter 25%, sodass der Mais durchwegs drei bis vier Tage Lagerdauer vertrug. Das Erntewetter, ein stabiles Hoch, unterbrochen von zwei durchziehenden kurzen Tiefdruckgebieten war ideal.  Die Kampagne zog sich durch und wenn die Maisberge zu hoch wurden, bremsten die Tiefdruckgebiete ein wenig. Ja und Corona? Da wischt sich unser Agrarhändler den Schweiß von der Stirne: „Da haben wir bis dato einfach Glück gehabt. Aber das braucht man auch im Leben.“

Allerdings: seine Prognose mit eher fallenden Preisen (begründet mit hohem Erntedruck) war grundfalsch. Ende Oktober stiegen die Preise kräftig an. Als Grund wurde Trockenheit in den USA und 30% geringere Ernten in der Ukraine angeführt, ebenso wie zunehmende Nachfrage aus China. Wie immer reagierten die Börsen mit Überschwang. Nach diesen ungewohnt euphorischen Meldungen kippten sie zwar wieder ein wenig. Aber es blieb eine neue Erfahrung für unseren Agrarhändler: In der Ernte 2020 ging plötzlich die in den Vorjahren recht stabile Spreizung zwischen Nass- und Trockenmaispreisen auf!  Damit konnte man erstmals seit Langem wieder beim  Maistrocknen und Maislagern verdienen. Dazu fiel unserem Agrarhändler lediglich der Bibelspruch ein „ Den einen gab´s der Herr im Schlaf“.

So, zumindest stellt sich die Lage derzeit  dar. Aber das kann morgen schon wieder anders sein!

Kurzbeschreibung diverser (wichtiger) Börsen. In der Tabelle versuche ich einen groben Preisüberblick zu geben. Die Trockenmaispreise sind netto Großhandelspreise und beziehen sich auf den jeweiligen Großraum. Lediglich für die Börse Bologna wurden zur besseren Vergleichbarkeit hypothetische  Preise „Abgang Kärnten“ eingesetzt.  

Börse für lw. Produkte Wien: Preisniveau Wien/NÖ, Preisfestsetzung durch  Börsenräte     (=Großhändler)  auf Grund abgeschlossener Verträge, jeweils Preisniveau in der Rückschau, Notierung jeweils  Mittwochs

Ager  Bologna, Agrarbörse: Preisniveau Emilia Romagna, Preisfestsetzung durch Börsenräte, in der Rückschau.  Abgang Klagenfurt (also Bologna minus 30) , Notierungen jeweils Donnerstags

Matif Paris   Agrarbörse , Future – Börse, d.h. es werden tatsächliche Kontrakte, abgeschlossen zu jeweiligen Lieferterminen in der Zukunft geschlossen. Preisniveau Zentralfrankreich, Notierungen an Werktagen, die Preisübermittlung ist in der Regel viertelstündlich möglich.

 

Matif Paris

Börse Wien

AGER Bologna

Datum

Notierung

Datum

Notierung

Datum

Notierung

28.9.20

170

30.9.20

141,50

15.10.20

166

7.10.20

175

7.10.20

144

22.10.20

177

28.10.20

197,5

21.10.20

152

29.10.20

181

2.11.20

185

4.11.20

154

5.11.20

175

 

 

Rudi Grünanger, GF Landwirtschaftliche Genossenschaft Klagenfurt-St.Veit-Rosental

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